A. Ernst u.a. (Hrsg.): Union und Liga 1608/09

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Titel
Union und Liga 1608/09. Konfessionelle Bündnisse im Reich - Weichenstellung zum Religionskrieg?


Herausgeber
Ernst, Albrecht; Anton, Schinling
Reihe
Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B 178
Erschienen
Stuttgart 2010: Kohlhammer Verlag
Anzahl Seiten
385 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eike Wolgast, Historisches Seminar, Universität Heidelberg

Aus Anlass der 400. Wiederkehr der Gründung von evangelischer Union und katholischer Liga veranstalteten die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, die Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein und der Württembergische Geschichts- und Altertumsverein eine Tagung, deren Ertrag in den zwölf Beiträgen dieses Bandes vorliegt. Bereichert werden die Aufsätze durch eine mustergültige textkritische Edition der Gründungsdokumente von Union und Liga, besorgt von Albrecht Ernst (S. 343–372). Einleitend behandelt Anton Schindling ein Historienbild, das August Hövemeyer im Auftrag Ludwigs I. von Bayern angefertigt hat und das den Bundesschluss von 1608 in Auhausen darstellt (S. 5–7). Mit «Die Union und das Heilige Römische Reich deutscher Nation» führt Georg Schmidt in die Gesamtthematik ein (S. 9–28). Nach seiner Deutung verstand sich die Union als Einung, die den inneren Frieden und die Einheit des «Reichs-Staates» retten wollte, was zugleich bedeutete, die konfessionelle Gleichberechtigung von 1555 zu bewahren. Axel Gotthard geht weit über sein Thema «Württemberg, Baden und die Union von Auhausen» (S. 29–61) hinaus. Unter breiter Auswertung ungedruckten Materials stellt er die Bedeutung Johann Friedrichs von Württemberg als des eigentlichen Initiators der Unionsgründung heraus. Drei Beiträge sind der Liga gewidmet: Thomas Hölz, «Die Ligapolitik der geistlichen Reichsstände Schwabens» (S. 63–95), Franz Brendle, «Kurmainz, Bayern und die Liga» (S. 97–115), sowie Johannes Merz, «Das Fürstbistum Würzburg und die Liga» (S. 117–235). Die Autoren kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass – entgegen der verbreiteten Forschungsmeinung – die Liga keineswegs stabiler organisiert war als die Union.

Des grossen Themas «Kurfürst Friedrichs IV. von der Pfalz Persönlichkeit und zeitgenössische Würdigung» nimmt sich Armin Schlechter an (S. 137–166), beschränkt sich indes auf einzelne Beobachtungen und Zeugnisse von Zeitgenossen und Historikern. Einen sehr informativen Beitrag liefert Tobias Sarx, der die Heidelberger Irenik am Vorabend des Dreissigjährigen Krieges untersucht (S. 167–196). Dabei zieht er Schriften von Ursinus, Junius, Tossanus, Pitiscus und Pareus heran, die zwischen 1566 und 1614 gedruckt wurden. Sie zielten auf die innerprotestantische Einigung zu gemeinsamem Kampf gegen Habsburg ab und unterstützten damit die kurpfälzische Politik.

Lars Adler, «Die Union von 1608 und der baden-durlachische Orden der goldenen Klippe» (S. 197–225) stellt in einem Kurzreferat seine 2008 erschienene Dissertation über die Ordensstiftungen der badischen Markgrafen vor; mit dem Orden von 1608 wollte Georg Friedrich von Baden Bündnispartner für die Folgen der Oberbadischen Okkupation gewinnen. Der historischen Bildkunde ist der Beitrag von Laure Ognois zuzurechnen (S. 227–261). Er deutet die Kupferstiche des fürstlichen Aufzugs und der Ritterspiele, die anlässlich der Taufe Friedrichs von Württemberg 1614 stattfanden. Anneliese Seeliger-Zeiss beschäftigt sich mit «Grabmal und Bestattung in evangelischen Fürstenhäusern um 1600 – Beispiele von Mitgliedern der Union» (S. 263–299). Die Beiträge abschliessend, erörtert Anton Schindling die Frage: «Gab es eine Kurpfälzer Kriegsschuld? Die Pfalzgrafen bei Rhein und die Union 1608 bis1622» (S. 301–340). Dabei wird ein weit gefasster Überblick über die Pfälzer Politik seit Ottheinrich (1556–1559) gegeben und die Unionspolitik überzeugend analysiert.

Der gut illustrierte Band stellt – bei manchen, dem Tagungscharakter geschuldeten Überschneidungen und Wiederholungen – einen wichtigen und weiterführenden Beitrag zur Reichs- und Religionsgeschichte des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts dar, wobei der Schwerpunkt deutlich auf der Union liegt. Als allgemeines Fazit ergibt sich, dass beide Konfessionsbünde aus Kriegsfurcht entstanden, aber nicht dazu bestimmt waren, einen Krieg im Reich herbeizuführen.

Zitierweise:
Eike Wolgast: Rezension zu: Albrecht Ernst, Anton Schindling (Hg.): Union und Liga 1608/09. Konfessionelle Bündnisse im Reich – Weichenstellung zum Religionskrieg? (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B Bd. 178). Stuttgart, W. Kohlhammer Verlag, 2010. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 61 Nr. 1, 2011, S. 137-138

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 61 Nr. 1, 2011, S. 137-138

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